Dienstag, 6. Januar 2004
Die Liebe und ihr Waffenbruder
Ach wie schön ist doch die Liebe! Alles menschliche Dasein strebt nur dem einen zu, Eins zu sein mit dem geliebten Wesen, sei es Mensch, Hund oder Auto.
Doch ist es scheinbar ein Ding der Unmöglichkeit angesichts einer neuen, großen Liebe, die alten und doch ehemals genauso wertvollen Lieben beizubehalten.
Ihr wißt nicht wovon ich da hochtrabend spreche? Davon, dass es meinen werten Freunden offenbar nicht möglich ist, mich (den alten und doch immer wieder gerngesehene Freund) weiterhin mit Achtung und Wertschätzung zu behandeln, und das obwohl jetzt offenbar die Traumfrau in ihr Leben getreten ist.
Schmerz- und wuterfüllt denke ich da an die alkoholbeschwerten Solidaritätsbezeugungen zurück (" Wir zwa san die anzigen, die auf an Festl übrigbleibn ohne wen abgschleppt zu haben, hahaha, Prost!"), an die Zeiten, als man noch daran glaubte, auf ewig vereint zu sein, wir Männer gegen den Rest der Welt(also, die Frauen). Mit welch ernstgemeinten, wohlüberlegten und doch skurrilen Vorsätzen sind wir Wochenende für Wochenende ins Nachtleben gestartet, eingedenk der Schmach die wir auch diesen Abend wieder zu erleiden hatten. Aber gemeinsam läßt sich halt vieles leichter ertragen.
...gemeinsam...
Doch nun, wo sind sie hin, die hehren Weggefährten? Nun, der eine scheint offensichtlich seit Beginn der Feiertage mit seiner holden Braut das Bett zu hüten und sein Handy nicht nur zu überhören sondern auch die Schrift auf dem Display nicht mehr lesen zu können, und so meine Anrufe zu übersehen.
Kein Problem, denk ich, hast ja so viele Freunde, klingeln wir mal bei dem nächsten an...
- Hi!
- Ja, was gibts?
- Äh, nix, wollte nur mal hallo sagen. Wie siehts aus? Lust demnächst mal wieder einen draufzumachen oder eine Wandertour vielleicht?
- Äh, sicher, hört sich gut an, ... aber ich kann an dem und den Tag nicht.
- Naja macht nix, mußt arbeiten?
- Äh, nein ich fahr zur xxx.
- Aso, na dann meld dich wieder mal! Ciao!
- Mach ich sicher. Ciao!

Wie wir alle mittlerweile wissen, ist sicher in diesen Zeiten ein dehnbarer Begriff und so rechne ich auch nicht merh in diesem Jahrzehnt mit einem Anruf.

Was um alles in der Welt hat die Liebe an sich, dass sie den Blick des Infizierten so derart vernebelt, dass er Freund und Feind nicht mehr auseinanderhält (ich möchte hier nicht die Geliebte in Feindesland verbannen, aber naja...)!

So scheints, und so scheints immer schon zu sein, drum werd ich abwarten und ALLEINE Teetrinken.

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